* 11. April 1935
von Lutz Lesle
Essay
Seinen – gemessen an den Aufführungszahlen – bisher größten Erfolg errang Einfeldt mit seiner Rotation für sechs Schlagzeuger (1971), die er mit einem neuen Mittelteil 1976 für das Oldenburgische Staatstheater zur Ballettmusik ausarbeitete. Formal ist das Werk ein großes Rondo mit Introduktion. Zwei Rhythmen aus Rolf Liebermanns Symphonie »Les Echanges« (ein für die Expo in Lausanne 1964 komponierter Zusammenklang verschiedener Maschinen) geben dem Stück die zentralen rhythmischen Impulse: Sie werden gedehnt oder gestaucht und verfremdend übereinandergeschichtet. Liebermanns tonhöhen-indifferente Rhythmen konkretisiert Einfeldt zu rhythmischen Zellen (Nbsp. 1). Im Ritornell bildet er Liebermanns Rhythmusvorgabe (auf verschiedenen Holztrommeln) zu rhythmischen Kanons um. Diese Modelle und ihre Varianten überlagert und verdichtet Einfeldt im durchführungsartigen Mittelteil zu massiven Klangballungen. Auf die variierte und verkürzte Reprise folgt eine Coda: Rückblick auf die Maschinenmusik, der mit dem Zitat des Hauptthemas aus dem II. Satz von Beethovens 8. Symphonie sogar die Erfindung von Mälzels Metronom einschließt. Lotosflöte, Amboss und Autohupe sowie eine Anspielung auf Liebermanns Schreibmaschinengeklapper wirken als ironische Schlusslichter.
Die drei Sätze seiner Apokalypse [Enthüllung] für Klarinette, Fagott, Trompete, Posaune, Schlagzeug, Violine und Kontrabass (1976) hat Einfeldt mit »Bedrohung«, »Resignation« und »Aggression / attacca: Kyrie eleison« überschrieben. ...